Gelernt ist gelernt

Unser Erziehungssystem beruht auf der falschen Annahme, dass Kinder nichts lernten, wenn man sie nichts lehrte. Dabei lernt jedes Kind, wenn es in einer Atmosphäre der Zuwendung aufwächst, durch eigene Beobachtung, durch eigenes Handeln - & wenn es einmal nicht mehr weiter weiß, stellt es Fragen. Es genügt, diese Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. (Es gibt keine kindgemäßen Wahrheiten). Als Erwachsener muss man sich beherrschen. Da man vieles weiß, was Kinder noch nicht wissen, glaubt man, es besser zu wissen. Aber nicht umsonst hat das Wort Besserwisser einen schlechten Beigeschmack. Der Besserwisser ist der Spaßverderber; der, der einem Kind den Spaß am eigenen Erkenntnisgewinn nimmt, und damit irgendwann den ganzen Spaß am Lernen. – Durch diese falsche Voraussetzung (des Verhältnisses von Lernen und Lehren) werden Menschen eher ideologisch als praktisch. Sie ketten sich an Ideologien statt sich mit dem Essen zu beschäftigen. Sie opfern sich für ein Großes Ganzes, welches nur in ihren Köpfen als Wesen existiert, in der Wirklichkeit aber nur als Ensemble gesellschaftlicher Verhältnisse. (2020)