Politur und Alltag
Das Verhältnis zwischen Politur und Alltag hat sich umgekehrt. Früher war der Sonntag poliert, er war der Feiertag, das Besondere; Glanz auf dem Königshaus. Heute ist der Alltag poliert. Wieder soll die Oberfläche spiegeln, vorspiegeln. Der sichtbare Glanz versiegelt das unsichtbare Elend. Deshalb muss Kunst heute rau sein. Die Oberfläche muss gebrochen werden. Schönheit entsteht, wenn Dinge ihr richtiges Verhältnis wiedergewinnen. Wenn nicht, entsteht Dekoration, auch schön. - Diese Sätze stehen unter dem Vorbehalt, dass Kunst gar nichts muss. (2015)